Reichsgraf verschmähte Obst

Capelle - Die jüngsten "Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld" hat der "Arbeitskreis für Geschichte und Archivwesen" vorgestellt.

 

In der ehemaligen Gaststätte Steffens in Capelle präsentierten einige Mitglieder, darunter die beiden Nordkirchener Hubert Kersting und Hildegard Schlutius, das 284 Seiten starke Buch.

 

Neun Beiträge beleuchten verschiedene geschichtliche Aspekte zwischen Rosendahl und Nordkirchen. So setzt sich zum Beispiel Peter Ilisch mit der mittelalterlichen Siedlungsgeschichte der Coesfelder Bauerschaft Stockum auseinander.

 

Hildegard Schlutius Text gibt unter dem Titel "Zu Tisch beim Reichsgrafen Ferdinand von Plettenberg" einen Einblick in einen adeligen Haushalt des 18. Jahrhunderts. Der Leser erfährt zum Beispiel, dass der Graf bei Besuchen hochgestellter Persönlichkeiten vor allem viel Fisch kaufte. Unter anderem wurden Heringe, Schellfisch, weiße Stinte und Bücklinge aufgetischt.

 

Gesund ohne Gemüse

Kaum auf den adeligen Teller kamen Früchte aus dem Garten. Allgemein ging man davon aus, dass derjenige, der gesund bleiben wollte, kein Gemüse und kein Obst essen durfte.

 

Der Olfener Ludwig Pago schreibt über die "Einkünfte aus dem Kirchengut der St. Vitus Kirche". Im Mittelpunkt steht ein umfangreiches Verzeichnis vom 13. Oktober 1816, in dem jene Olfener aufgeführt sind, die an die Pfarrgemeinde Grund- und Kapitalzinsen zu zahlen haben.

 

Jüdische Familie

Weitere Beiträge berichten über mittelalterliche Glocken in Darup, Handwerksbetriebe in Lüdinghausen, Schützenfeste unter dem Hakenkreuz oder eine jüdische Familie in Billerbeck.

 

Die aktuelle, zum Teil bebilderte Ausgabe 2004 der Geschichtsblätter erscheint in einer Auflage von 800 Stück. Die Bücher sind in der Biller-becker Kolvenburg, in der Burg Vischering sowie beim Kreis Coesfeld zum Preis von 10 Euro erhältlich.

 

Arbeitskreismitglied Christian Wermert bedauerte es, dass die Sparkasse Westmünsterland die finanzielle Förderung der seit 29 Jahren erscheinenden Geschichtsblätter eingestellt hat. Ebenso bedauerlich findet er, dass der Kreis Coesfeld nur wenig Unterstützung gewährt. Wermert zog Vergleiche zu den Kreisen Warendorf, Borken und Steinfurt, wo diese historischen Schriften mit großer Selbstverständlichkeit erschienen. – Hka

 

Der "Arbeitskreis für Geschichte und Archivwesen" besteht aus gut 20 Mitgliedern des Kreis-Heimatvereins. Sie treffen sich sechs Mal im Jahr an unterschiedlichen Orten im Kreis Coesfeld. Am Freitag waren sie in Capelle zu Gast, weil sie sich über den Stand der Arbeiten am Heimathaus des Nordkirchener Heimatvereins informieren wollten.

 

Donnerstag, 26. Mai 2005 Quelle: Ruhr Nachrichten (Nordkirchen)