Nordkirchen - Nicht viel mehr als
ihre Kleider am Leib hatten die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten, als
sie nach wochenlanger Odyssee in Westfalen eintrafen. Millionen hatten ihre
Heimat im Osten verloren. 1240 Frauen, Männer und Kinder kamen auch nach
Nordkirchen.
In diesem Jahr jährt sich ihre
Ankunft zum 60. Mal. Dies nimmt der Heimatverein zum Anlass, um eine
Ausstellung zum Thema "Flucht und Vertreibung" zu präsentieren. Sie
ist vom 23. April bis zum 14. Mai im Heimathaus Capelle zu sehen.
Über 100 Exponate
Ludger Hanke, Organisator der
Ausstellung, hat bereits über 100 Exponate zusammengetragen " zum großen
Teil Leihgaben des Westfälischen Industriemuseums, des Bundes der
Heimatvertriebenen und von einer Landsmannschaft: Plakate, Fotos, Trachten,
Modelle von Flüchtlingslager und vieles mehr.
Doch im Mittelpunkt der
Ausstellung sollen die Menschen stehen. Die Nordkirchener sollen sich in den
Exponaten wieder finden " die alten wie die nach dem Krieg hinzugekommen.
Und darum bittet Ludger Hanke die Bürger um Mithilfe.
Er sucht Erinnerungsstücke zu dem
Thema: Fotos, Ansichtskarten, Briefe, Ausweise, Meldekarten, alte Kochrezepte,
Gedichte und Lieder, Kleidungsstücke und Haushaltsgegenstände, ein Schulheft,
ein Buch oder Bibeln aus der alten Heimat.
Kurzum " gesucht werden
Spuren der Vergangenheit, Spuren des langes Weges aus der alten Heimat nach
Nordkirchen, Südkirchen und Capelle und dem Neuanfang in der neuen Heimat.
1240 Neubürger
Und der war nicht einfach, weiß
Ludger Hanke, dessen Eltern selbst aus Oberschlesien stammen und flüchten
mussten. Wie unzählige andere Familien auch wurden sie damals einquartiert bei
Familien in Nordkirchen.
"Die Gemeinde hatte damals
etwa 4000 Einwohner, 1240 kamen nun hinzu. Da kam jemand von der
Gemeindeverwaltung vorbei und sagte, Ihr habt ein Zimmer über. Da zieht nun
eine Familie ein " auf 20 Quadratmeter", erinnert Hanke. "Da
musste man eben enger zusammenrücken." Das Verlorene, die Flucht, der Neuanfang
" schmerzliche Erinnerungen. Wunden, die bis heute nicht verheilt sind.
Aber auch rührende Momente, die von Menschlichkeit zeugen und die nicht in
Vergessenheit geraten sollten " für all dies ist in der Ausstellung Platz,
die die Menschen zum Sprechen bringen soll. - Annette Theobald
Wer etwas zu der Ausstellung
beisteuern möchte, seien es Exponate oder Geschichten, kann sich bei Karl
Schäper (Nordkirchen, Tel. 2254), Peter Wiegand (Südkirchen, Tel. 780),
Elfriede Kussel (Südkirchen, Tel. 2259) oder Ludger Hanke (Capelle, Tel. 1360)
melden. Die Exponate werden natürlich wieder so schnell wie möglich und
unversehrt zurückgegeben.
Dienstag, 21. Februar 2006
| Quelle: Ruhr Nachrichten (Nordkirchen)