Blick in die Vergangenheit

Capelle - "Mensch, das ist doch die Helga." Oder: "Das war mein Vater." Und: "Da ist Opa Lohmann." Die alten Capeller kannten sie alle noch, einige mussten sich bei anderen noch einmal vergewissern: "Wie hieß der noch?"

Manch einem ging es zu schnell. Liegen doch immerhin 50 Jahre zwischen Aufnahme und Vorführung. Doch alle hatten ihren großen Spaß beim Filmabend im Heimathaus Capelle. Oft genug lachte der Saal über das, was vorne auf der Leinwand flimmerte. Und im Saal war kein Durchkommen mehr, so viele wollten sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. "Mit so einem Ansturm hatten wir nie gerechnet," waren Erhard Huppert und Barbara Thygs vom Heimatverein überwältigt.

Oft heimlich gedreht

Einige mussten sogar draußen bleiben, doch es gab noch einen zweiten Filmdurchlauf. Lothar Schulz, Jahrgang 1933, in Capelle geboren und aufgewachsen, zeigte zwei Filme, die er zwischen 1956 und 1958 aufgenommen hatte. Einer handelte von Schlössern und Burgen der Umgebung. Der andere mit Capeller Bürgern war jedoch der weitaus interessanteste. "Ich habe die meisten Filme heimlich mit meiner Bolex Normal 8 Kamera gedreht," verriet er. Denn sonst wäre es nicht zu manch ungezwungenen Aufnahmen gekommen.

Seine Motive holte er sich beim Schützenfest, Runkelfest oder beim "Gänseköppen". Aber auch viele Alltagssituationen waren dabei. Die Eltern beim Graben im Garten, Bauer Suntrup bei der Ernte oder das Pferdefuhrwerk, das durch den Ort fährt. Zwischendurch mussten während der Aufführung Pausen eingelegt werden, wenn sich der Film von der Spule löste. "Der ist immerhin schon 50 Jahre alt, genau wie der Apparat," so Schulz. Erhard Huppert schlug daher auch vor, den Film auf DVD aufzuspielen, um ihn für die Nachwelt zu erhalten. Lothar Schulz war einer der ersten, die eine Filmkamera hatten. Früher hat er auch selbst fotografiert, entwickelt und vergrößert. Und auch heute noch filmt der ehemalige Polizist besonders gerne auf Reisen. Bereits 1959 verließ er Capelle und wohnt jetzt in Dinslaken. – Aps

Montag, 15. Januar 2007 Quelle: Ruhr Nachrichten (Nordkirchen)