Ein neuer Mummenhoff
NORDKIRCHEN ▪ Wenn in
Nordkirchen und unter hiesigen Kunsthistorikern vom „Mummenhoff“ die Rede ist,
weiß jeder, dass die bislang einzige wissenschaftliche Publikation zur barocken
Schlossanlage gemeint ist. Dieses 1975 erschienene Basiswerk des vor sieben
Jahren verstorbenen Professors Karl Eugen Mummenhoff wurde jetzt neu aufgelegt
– und am Mittwoch im Jupitersaal des historischen Gemäuers präsentiert.
© Menke
Gemeinsamer Kraftakt:
Heimatverein-Vorsitzender Hubert Kersting (v.l.), Dr. Ulrich Schäfer (Deutscher
Kunstverlag), Burkhard Mummenhoff, Sohn des verstorbenen Autors, Co-Autor Dr.
Gerd Dethlefs, Juliane Wüllner, Tochter des Autors, Fotograf Andreas Lechtape,
Fachhochschul-Direktor Franz-Josef Flacke und Nordkirchens Bürgermeister
Dietmar Bergmann bei der Buchpräsentation. J
Es ist nicht einfach ein
Nachdruck der großen, schon lange vergriffenen Monographie über das
„westfälische Versailles“, die der Leser in Händen hält. Vielmehr eine
Aktualisierung. Dr. Gerd Dethlefs, Referent für Landesgeschichte im
LWL-Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, überarbeitete den Text und
ergänzte ihn um die neuen Forschungen. Zwei Drittel „Mummenhoff“, ein Drittel
Text aus Dethlefs Feder stehen auf den knapp 300 übersichtlich gestalteten Buchseiten
– und dazu knapp 200 neue eindrucksvolle Farbfotos von der Schlossanlage, die
vom Fotografen Andreas Lechtape aus Münster stammen und vom Bildarchiv „Foto
Marburg“ zur Verfügung gestellt wurde.
Überarbeitung und
Herausgabe waren ein zwei Jahre andauerndes Mammutprojekt. Dies verdeutlichten
die Redner. Größte Herausforderung war dabei die Finanzierung, um die sich der
Heimatverein Nordkirchen kümmerte. Letztlich unterstützten 17 Sponsoren,
darunter die NRW-Stiftung, das einzigartige Vorhaben, wobei das Budget im Laufe
der Zeit stieg – vom Gegenwert eines Klein- bis hin zu dem eines
Mittelklassewagens, wie Dethlefs verriet. Letztlich sei es gelungen, unter
Wahrung des Kostenrahmens alles Wichtige zum Schloss in einem ansprechenden
Rahmen zu dokumentieren.
Bei seiner Ansprache
würdigte Dethlefs die wissenschaftliche Leistung Mummenhoff und bedankte sich
bei dessen Witwe Gundula Mummenhoff, die die Neuauflage unterstützte. Das Werk
des habilitierten Autors mit dem schlichten Namen „Schloss Nordkirchen“ habe
eine „behutsame Fortentwicklung“ erfahren, so Dethlefs, wobei er den Text nur
gering modifiziert und weitere Passagen und Kapitel eingearbeitet habe.
Für seine Forschung hatte
Dethlefs auch Quellen auswerten können, die Mummenhoff nicht vorlagen, darunter
alte Bauzeichnungen. Einiges müsse daher aus verändertem Blickwinkel gesehen
werden – etwa die Zusammenarbeit zwischen Planern und Handwerker. Laut Dethlefs
war zum Beispiel die Formgebung des Stucks und der aufwändigen
Kamin-Dekorationen nach neuesten Erkenntnissen weder eine Sache des Architekten
noch des Stuckateurs, sondern wurde von so genannten Dessinateuren
verantwortet. Entsprechende Zeichnungen lägen vor, allerdings zumeist von
Ideen, die nicht umgesetzt worden seien, denn die anderen Originale seien auf
der Baustelle benötigt und verbraucht worden. ▪ am
Das Buch „Schloss
Nordkirchen“ ist im Deutschen Kunstverlag in einer Auflage von 2 800 erschienen
und erhältlich in der Info-Zentrale der im Schloss ansässigen
NRW-Fachhochschule für Finanzen beziehungsweise gegen Vorkasse (29,90 Euro
zuzüglich vier Euro Versandkosten, Tel. 02596/9 33 24 21). Zudem kann es über
den örtlichen Heimatverein (Tel. 02596/93 93 27, Hubert Kersting) bezogen
werden. Weitere Verkaufsstellen sind „Nordkirchen Marketing“ im Schloss-Turm,
die Filialen von Sparkasse und Volksbank in den drei Ortschaften der Gemeinde,
„Miss Marple’s Buchladen und das Kaufhaus Borgard in Nordkirchen, das Kaufhaus
Schlütermann in Südkirchen, das Autohaus Thygs in Capelle.